30. Januar 2024

Am Dienstag erreichten wir die Schule schon um 9.30 Uhr, eine halbe Stunde vor Beginn des offi­zi­ellen Programms. Denn natür­lich wollten unsere Gast­geber, wie auch wir unseren Besuch foto­gra­fisch dokumentieren.

Melanie:

Meine erste Unter­richt des Tages hatte die Hygiene zum Thema. Es ging zuerst in der Theorie um noso­ko­miale Infek­tionen. Nach Abschluss des Themas machte die Lehrerin Ana ein Kahoot-Quiz zur Wieder­ho­lung. Im Anschluss daran folgte ein prak­ti­scher Teil. Die Schüler:innen übten, die Betten für die Über­nahme eines Pati­enten nach der OP herzu­richten. Am Ende der Stunde bekam ich ein Geschenk, über das ich mich riesig freute. Eine Schü­lerin über­reichte mir eine Tüte Orangen aus ihrem Garten.

Die zweite Unter­richts­ein­heit war eine reine Praxis­stunde. Dank der vielen zur Verfü­gung stehenden Betten, konnten die Schüler:innen in kleinen Gruppen verschie­dene Tätig­keiten üben. Die Mobi­li­sa­tion von bewusst­losen Pati­enten, der Umgang mit dem Pati­en­ten­lifter und der Wechsel von Inkon­ti­nenz­ma­te­rial (in diesem Fall über der Hose) wurde an Mitschüler:innen durch­ge­führt. Für die Mund­pflege und das Anlegen eines EKGs standen etliche Pfle­ge­puppen zur Verfü­gung. Außerdem gab es eine Station, bei der die Mate­ria­lien zur Beatmung und Sauer­stoff­gabe genauer betrachtet und dazu Steck­briefe auf Kartei­karte erstellt wurden. Die Schüler:innen gaben mir wieder viele Erklä­rungen und Demons­tra­tionen. Es herrschte eine sehr ange­nehme, moti­vierte und freu­dige Stim­mung und die Zeit verging entspre­chend rasch.

Sebas­tian:

Meinen Vormittag verbrachte ich in zwei diagnos­ti­schen Kursen: Ein Häma­to­lo­gie­kurs und ein Kurs in Urindiagnostik.

Was für mich äußerst unge­wöhn­lich war: In beiden Kursen arbei­teten die Schü­le­rInnen mit eigenem Proben­ma­te­rial, d.h. in der Häma­to­logie punk­tierten sie sich Finger, um an Blut zu gelangen und in der Urindia­gnostik brachten Sie die Proben von zu Hause mit.

Gleich im Anschluss an den Unter­richt hatten wir ein kultu­relles Programm der beson­deren Art. Die Direk­torin Fina und Antonio José Verdú Fernández, ein weiteres Mitglied der Schul­lei­tung, ermög­lichten uns den Besuch des „Kastell de Lorca“. Die ursprüng­lich mauri­sche Festungs­an­lage ist so hoch über der Stadt gelegen, dass wir sie zu Fuß in der uns zur Verfü­gung stehenden Zeit nicht hätten errei­chen können. Schon auf der Fahrt zur Festungs­an­lage erwies sich Fina als leiden­schaft­liche Kennerin der lokalen Geschichte. Wir erfuhren viel wissens­wertes über die lokale Historie aber auch Geogra­phie und Demographie.

Nach einer anschie­ßenden kurzen Einkaufs­tour und Siesta ging das Programm in der Schule zu einer für uns unge­wohnten Stunde weiter. Der Unter­richt findet dort in zwei Schichten statt, wobei die Spät­schicht von 16.00 bis 21.00 Uhr geht.

Von der Planung über die Durch­füh­rung bis zur statis­ti­schen Auswer­tung der gewon­nenen Daten zieht sich das Expe­ri­ment über mehrere Wochen hin. Außerdem verlangt es alles, was man im Labor können muss: Orga­ni­sa­tion, Exakt­heit, steriles Arbeiten und Einsatz­be­reit­schaft. Keine der Schü­le­rinnen, in diesem Kurs waren ausschließ­lich Frauen, kam auf die Idee zu schlu­dern, um schneller fertig zu sein. Selbst als die Zeit um fast 30 Minuten über­schritten war und es schon deut­lich auf halb Neun zuging (zum Teil, weil ich selbst mitar­beiten durfte), arbei­teten sie ruhig, konzen­triert und so exakt, wie es in der Wissen­schaft verlangt wird. Ich bin sehr gespannt auf die Ergeb­nisse des Expe­ri­ments, die Ende März erwartet werden.

Sebas­tian

Um 18 Uhr begann dann das abso­lute High­light für mich: Ein Kurs in Zell­kultur. In diesem Kurs planten die Schüler ein wissen­schaft­li­ches Expe­ri­ment über mehrere Wochen von Beginn an: Hat das Phyto­hormon Cyto­kinin einen posi­tiven Einfluss auf das Wachstum von Setz­lingen in steriler Kultur? Ein Expe­ri­ment, dessen Ergebnis in einer Region wie Murcia, die stark land­wirt­schaft­lich geprägt ist, durchaus prak­ti­sche Anwen­dung finden kann.

Melanie:

Am Abend durfte ich noch einmal für zwei Stunden den staat­li­chen Kurs für die „Hilfe in Pflege und Beschäf­ti­gung“ besu­chen. Das Thema war die Kommu­ni­ka­tion mit den Betreuten. Aufgrund der ausdrucks­starken Körper­sprache der Lehrerin Begonia konnte ich bei den Theo­rie­teilen gut mitkommen. Inter­es­sant und lustig waren dann auch die prak­ti­schen Übungen, bei denen wir unter anderem panto­mi­mi­sche Darstel­lungen gegen­seitig erraten sollten. Um 20 Uhr verab­schie­dete ich mich von der Klasse, die noch bis 21 Uhr Unter­richt hatte.

Mit etwas Verspä­tung führte uns Pilar anschlie­ßend in eines ihrer Lieb­lings­re­stau­rants aus, die Taperia Mesòn El Candil, wo wir die Viel­fäl­tig­keit der spani­schen Tapas kennen­lernen durften. Diver­sität ist lecker und eine Berei­che­rung! Nach kurzer Zeit stieß noch die Schul­lei­terin Fina zu uns dazu. Obwohl Fina kein Englisch spricht, erwies sich die Kommu­ni­ka­tion als nicht allzu schwierig. Wir hatten in den letzten beiden Tagen gelernt, uns zu verstehen.

Völlig erschöpft kehrten wir nach einer langen, herz­li­chen Verab­schie­dung ins Hotel zurück.