ERASMUS+ Slow Food: Projektwoche in der Großküche
Bereits zum vierten Mal trafen sich Studierende der Fachakademie für ERnährungs- und Versorgungsmanagement mit Studierenden aus Valdepenas (ES) und Hotelfachschülern aus Meran (Italien) um eine Woche lang gemeinsam um das Thema Nachhaltigkeit in der Ernährung zu kreisen.
Während dieser Projektwoche sollten die Teilnehmer herausfinden, ob und wie weit nachhaltige Ernährung in einer Großküche umgesetzt werden kann. Dabei beschränkten sie sich nicht nur auf theoretische Gesichtspunkte, sondern kochten auch gemeinsam, besuchten bei einer Tagesfahrt in die Rhön verschiedene nachhaltige Lebensmittelproduzenten und verköstigten verschiedene nachhaltig produzierte Speisen und Weine. Was genau die Teilnehmer erlebt haben können Sie in den folgenden Berichten nachlesen.
07. Oktober 2019
Am Montagmorgen pünktlich um 9:00 Uhr begann der Austausch mit einer Vorstellungsrunde, bei der auch Studierende der Fachakademie die Ausbildungsmöglichkeiten ihrer Schule und den Ablauf der Woche präsentierten.
In multinationalen Kleingruppen setzten sich die Schüler anschließend mit den Rezepten auseinander, die sie im Laufe der Woche- wo möglich mich nachhaltig produzierten Lebensmitteln- kochen wollten. Die Rezepte hatten die Teilnehmer bereits einige Wochen zuvor im Rahmen einer virtuellen Konferenz ausgetauscht. Nun ging es darum zu diskutieren, wie genau die Speisen zubereitet werden sollten, außerdem warendie jeweiligen Kosten für die einzelnen Menüteile zu kalkulieren.
Nach einer leckeren Kaffeepause referierte G. Sych, Leiter des Conviviums Mainfranken Hohenlohe, mit einer interessanten Power Point Präsentation über die Geschichte von Slow Food und regionale, nach Slow Food Kriterien hergestellte Produkte im Convivium Mainfranken Hohenlohe.
Schließlich rief der Hunger in die Schulmensa, wo die Studierenden beim gemeinsamen Mittagessen mit deutschem Kartoffelsalat, spanischem Ratatouille, italienischem Pilzrisotto und deutschem Apfelkompott die Sprachblockaden langsam abbauten.
Nachmittags stellten Claudia, Ayse und Barbara mit einer lehrreichen Präsentation die Stadt Würzburg, ihre Sehenswürdigkeiten sowie Festivals in der Umgebung vor, bovor die Studierenden ihre Arbeitsaufträge beendeten und ihre Ergebnisse auf die Plattform eTwinning stellten. In der Zwischenzeit bereitete ein Team das Abendbrot zu.
Um 18.00 Uhr referierte Herr J. Engelhart über pilzwiderstandsfähige Rebsorten, die an der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau gezüchtet werden. Die Projektteilnehmer hatten hierbei die Aufgabe vier Weinsorten nach den Kriterien Farbe, Geruch, Geschmack und Körper zu bestimmen und eine Bewertung abzugeben. dabei übten en passant die Technik der Weinverkostung.
08. Oktober 2019
Um 8:15 startete die Tagesfahrt in die Rhön. Ziel war es, den Studierenden das Biophärenreservat unter ökologischen Gesichtspunkten, insbesondere der Züchtung heimischer Nutztiere, wie Rhönschaf und rotes Höhenvieh näherzubringen.
Die Rhön zeichnet sich durch eine große Anzahl nachhaltig produzierender und verarbeitender landwirtschaftlicher Betrieben aus, von denen einige besucht wurden:
Zunächst erhielten die Teilnehmer bei der „Landmetzgerei Kleinhenz“ Einblick in die Verarbeitung von Schlachtfleisch. Besonders interessant fanden die Teilnehmer die Etikettierung, aus der Fleischart, Geburts- und Schlachtdatum, Teilstück und Herkunft des Tieres genau hervorgeht. Die Metzgerei liefert nur einmal pro Woche an ihre Kunden. Würde die Schulmena von Metzgerei Kleinhenz beliefert, müsste man den wöchentlichen Speiseplan sehr umstellen und hauptsächlich vegetarische Gerichte anbieten. Hierzu bräuchte es viel Kreativität, außerdem sollten auch die DGE- Standard Richtlinien zu einer ausgewogenen Ernährung nicht zu kurz kommen. Allerdings würde durch die Reduzierung des Fleischkonsums die Umwelt und die Gesundheit geschont.
Die zweite Anlaufstelle in der Rhön war der Biohof Weber. Dort werden Rhönschafe, Wild und das rote Höhenvieh- eine vom Aussterben bedrohte Rinderrasse- gehalten, außerdem backt Herr Weber einmal pro Woche Brot mit einer alten Getreidesorte – dem Urkorn, welches er selber anbaut. Dieses Korn löst wenige Allergien aus. Die Zubereitung benötigt allerdings viel Zeit, da er das Brot traditionell mit Sauerteig herstellt. Die Vermarktung des Brotes erfolgt ausschließlich regional im eigenen Hofladen, Kunden werden durch Mund-zu-Mundpropaganda auf ihn aufmerksam. Eine Produktion von großen Mengen an Brot kann Herrn Weber auf Grund seiner begrenzten Anbaufläche und der Umsetzung von Biodiversität nicht gewährleisten. Der Preis für das von Weber angebotene Fleisches liegt noch über dem von Biofleisch, was aber aufgrund der extrem hohen Qualität nicht zu Absatzschwierigkeiten führt. Großbetriebe können allerdings auf Grund des hohen Preisniveaus und der geringen Produktionsmenge nur begrenzt einkaufen. Mitten im Naturschutzgebiet trafen wir den Schäfer der vom Aussterben bedrohten Rhönschafe, der uns erklärte wie man durch Schafhaltung die Rhön naturbelassen pflegen und düngen kann. Der Besuch bei Weber veranschaulichte eindrucksvoll wie der geschlossene nachhaltige Wirtschaftskreislauf, und also umwelt-und klimaschonendes Leben, funktionieren kann. Dadurch entwickelten die Teilnehmern ein Gefühl für naturbelassene Qualität.
Der dritte Besuch galt der Brauerei „Pax“ in Oberelsbach. Dort stellte uns Braumeister Seufert sein Betriebskonzept vor. Er hat innovative Geschäftsideen mit dem traditionellen Bierbrauen verknüpft. Großen Wert legt er auf Biozutaten, soweit dies möglich ist. Auch wenn die Aufnahme der Produkte der Pax-Brauerei für die Mensa der Klara-Oppenheimer-Schule nicht zur Debatte stehen :-), so haben die Studierende doch einen Einblick in ein innovatives Unternehmen erhalten, das seine Zutaten aus der Region bezieht.
Zum guten Schluss kehrten die Teilnehmer in der Jugendbildungsstätte Volkersberg ein, einem ehemaligen Kloster der Franziskaner-Oberservanten. Hier werden nur regionale Lebensmittel angekauft, was zu einer einmaligen Auszeichnung der“ drei Disteln“ geführt hat. So konnten die Teilnehmer Einblick in einen fast ausschließlich mit regionalen Lebensmitteln geführten Kantinenbetrieb nehmen und sich dort nach einem anstrengenden aber sehr lehrreichen Tag bei einem herrlichen Abendessen stärken.
09. Oktober 2019
Heute kochten die Teilnehmer gemeinsam mit den italienischen und spanischen Gästen Speisen, wo möglich, mit nachhaltigen Lebensmitteln. Sechs internationale Gruppen bereiteten das Essen zu, eine Gruppe kümmerte sich um die Tischdekoration. Dabei wurde Deutsch, Italienisch, Spanisch und Englisch durcheinander gesprochen, zusammen gearbeitet und zusammen gelacht. Die Teilnehmer tauschten sich über verschiedene Vorgehensweisen und Zubereitungsarten in den drei Ländern aus und profitierten von den Erfahrungen der Anderen. So geht Spaß und Arbeit Hand in Hand!
Um 13 Uhr waren die Köstlichkeiten dann endlich verzehrfertig. Als Vorspeise, gab es Gazpacho und Blätterteigschnecken mit Frischkäse. Der Hauptgang bestand aus Forelle mit Kartoffelsalat und spanischem Omlett und als Nachspeise wurde Vanillepudding gereicht.
Mit vollem Magen gin es dann zu einer „City tour“, bevor Teilnehmer die eine interessante Führung durch den Weinkeller der „Staatlichen Hofkellerei“ erhielten. Dabei wurden nicht nur sehr gute Weine kredenzt, auch der historische Hintergrund der Kellerei sowie des Fränkischen Weines wurde den Teilnehmern näher gebracht. Dabei traten die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den Weinen aus Valdepenas (Spanien) und Meran (Südtirol) deutlich zu Tage.
10. Oktober 2019
Noch einmal stand heute Kochen auf dem Programm. Mittlerweile war die Kommunikationin verschiedenen Sprachen für die Teilnehmer zur Selbstverständlichkeit geworden. Und- mit Händen und Füßen geht´s immer :-))
Und was gab es Leckeres? Eine Kräutersuppe und mit Frischkäse gefüllten Blätterteigschnecken zur Vorspeicse, zum Hauptgang regionale Bratwurst mit Kartoffelbrei und Sauerkraut und als Nachspeise Pan de Calatrava. Lecker war´s!
Nach dem Mittagessen trafen sich die Teilnehmer im Arbeitsraum und vertieften sich die Teilnehmer wieder in ihre Arbeitsaufträge. Sie analysierten die besuchten Betriebe unter marketingpolitischen Gesichtspunkten: Produktpolitik, Preispolitik, Kommunikationspolitik, Vertriebspolitik.
Am späten Nachmittag konnten die Teilnehmer wichtige Informationen zum Thema „nachhaltiges Backen“ von Bäckermeister Schiffer erhalten. Hier lag das Augenmerk auf regionalem Mehl und dessen Nährstoffen. Ein Vergleich mit Brot aus dem discounter zeigte deutlich den Qualitätsunterschied.
Nach all dem “trockenen — aber leckerem- Brot” gab es noch eine Weinverkostung, professionell angeleitet von drei Studierenden der Fachakademie: Madeline, Darja und Carolin. Herzlichen Danke an das Trio!
11. Oktober 2019
Um 9.00 Uhr morgens trafen sich die Teilnehmer an der Schule, um die Projektwoche zu evaluieren. Sie äußerten auch ihre Wünsche für das nächste Treffen in Valdepenas.
Anschließend gab es einen Stehempfang mit typisch regionalem Buffet. Dabei wurde auch ein Video gezeigt, das die Projektergebnisse der ersten drei Projekttreffen zusammenfasste. Sie finden das Video in Kürze hier. Außerdem wurde den Studierende, die an den letzten Projektwochen teilgenommen hatten, ihre Europässe überreicht.
Den Abschluss der Projektwoche bildete der Besuch der Projektteilnehmer im Würzburger Rathaus. Dort empfing uns Bürgermeisterin Schäfer-Blake sehr herzlich. Die Teilnehmer konnten so nicht nur ihr ERASMUS+-Projekt vorstellen, sondern erhielten auch interessante Einblicke in die Stadtgeschichtet Würzburgs.
Am Abend trafen sich die Teilnehmer schließich, um den vorerst letzten gemeinsamen Abend ausklingen zu lassen. Was dort geschah, bleibt Geheimnis der Teilnehmer…