ERASMUS+: Auch in Finnland ist es nicht immer dunkel!
Auch in diesem Jahr können wir es zwei Auszubildenden ermöglichen Finnland im Winter zu erleben. Eine angehende Medienkauffrau digital und print sowie ein zukünftiger Kaufmann für Büromanagement verbringen während ihrer Ausbildung drei Wochen in Espoo, ganz in der Nähe von Helsinki, aber nicht um Urlaub zu machen, sondern um in ein finnisches Unternehmen zu schnuppern und dort mitzuarbeiten.
Ihr Tagebuch gibt Einblick in die Erlebnisse der Azubis!
13. Januar 2020
Gegen 8 Uhr machten wir uns mit dem Bus auf den Weg zur Omnia, der Partnerschule der Klara-Oppenheimer-Schule, um unsere Erasmus-Koordinatorin Elina und deren Kollegin Olga zu treffen. Nach einer kleinen Präsentation zu Finnland und der Schule machten wir uns zu einem Rundgang auf…Während der Tour durch das Schulgebäude staunten wir nicht schlecht, als Elina uns die Bereiche der verschiedenen Berufsgruppen zeigte, in denen Schüler bei Omnia lernen können. Da die Schule pro Schüler etwa 10.000 Euro staatliche Unterstützung erhält, kann für eine moderne Ausstattung gesorgt werden. So gibt es dort zum Beispiel einen vollausgestatteten Beauty-Salon mit Spa-Bereich, in dem die Schüler Kunden empfangen, aber auch eine große Schreinerei, in der verschiedenste Möbel hergestellt werden.Die Schule trägt auch zurecht den Namen „Omnia“ (lat. „alles“), da sie neben den Ausbildungen auch Sprachkurse, Weiterbildungen und vieles mehr anbietet.Nachdem wir mit Olga unsere Tickets für den ÖPNV gekauft hatten machten wir für den restlichen Tag noch einen Abstecher nach Helsinki und besichtigten dort unter anderem die neue Bibliothek Oodi, den evangelischen Dom und den Hafen samt Markt. Auch ein paar Wochen nach Weihnachten erleuchteten noch immer viele Lichter die Straßen der Stadt und verbreiteten eine gemütliche Atmosphäre.14. Januar 2020
Heute zeigte uns Olga den Weg zur Sello-Bibliothek, in der wir die nächsten drei Wochen als Praktikanten tätig sein werden. Dort wurden wir mit offenen Armen empfangen und bekamen einen exklusiven Rundgang durch die verschiedenen Bereiche der Bibliothek.Schnell waren wir uns einig, dass der Begriff „Bibliothek“ nur einen Bruchteil der angebotenen Aktivitäten beschreibt. Neben dem Ausleihen von Büchern in mehreren Sprachen, CDs und Filmen gibt es noch eine ganze Reihe anderer Nutzungsmöglichkeiten vor Ort: 3D-Drucker, kleine Musikstudios mit Aufnahmemöglichkeit, Ukulele-Kurse, Nähmaschinen, Lesestunden für Kinder mit speziell ausgebildeten Hunden…Für unseren Aufenthalt haben wir einen eigenen Dienstplan erhalten, der alle Bereiche bis zum Ende des Praktikums abdeckt. Somit wird gewährleistet, dass wir einen umfassenden Einblick in die Vorgänge innerhalb der Bibliothek erhalten.15. Januar 2020
Unser Arbeitstag begann um 9 Uhr in “Eden”. So nennen die Mitarbeiter mit einem Augenzwinkern den Raum, in dem die zurückgegebenen Bücher automatisch sortiert und zugeordnet werden. Die Bibliothek hat dabei keine Bücher im Besitz sondern teilt sich ihren Bestand mit den anderen Büchereien in der Umgebung. Möchte ein Kunde also ein Buch ausleihen, das aktuell nicht verfügbar ist, kann das Exemplar von einer anderen Bibliothek bezogen werden. Diese Titel können nach Ende der Leihgabe in einer beliebigen Bibliothek zurückgegeben werden und müssen nicht an den ursprünglichen Ort zurückgeschickt werden. Dies gilt allerdings nicht für die Büchereien in Helsinki.
Nachdem wir diverse bestellte Bücher alphabetisch in Regale eingeräumt hatten, haben wir uns mit dem Leiter der Sello-Bibliothek und unserer Betreuerin getroffen, um unsere Einsatzbereiche während unseres Praktikums zu besprechen.
Mit einer Tasse Tee ließen wir den Arbeitstag dann gemütlich ausklingen.
Danach machten wir uns auf und erkundeten noch die das Sello-Einkaufszentrum, das neben zahlreichen Geschäften auch viele Restaurants und eine Bowling-Bahn zu bieten hat – sehr praktisch um nach der Arbeit noch etwas zu unternehmen. Typisch finnisch entdeckten wir in einem Geschäft eine umfangreiche Sauna-Abteilung.
16. Januar 2020
Wie am Tag zuvor verbrachten wir den Morgen in “Eden” und mit dem Veräumen von Büchern. Nach unserer wohlverdienten Mittagspause lernten wir so Einiges über die Nutzungsregeln der Bibliothek, welche die Kunden beachten müssen.
Da am Nachmittag eine Mitarbeiterversammlung stattfinden sollte (natürlich auf Finnisch), machten wir uns auf den Weg, um andere Bibliotheken in Espoo zu entdecken. Dabei folgten wir den Empfehlungen unserer Sello-Kollegen und peilten drei verschiedene Orte an: Tapiola, das Iso Omena Einkaufszentrum und Saunalahti. Bei letzterem handelte es sich um eine eher kleine Bibliothek innerhalb einer modernen Schule, die trotzdem zum Netz aller Büchereien im Raum Helsinki gehört. Dieses Netz heißt “Helmet” was im Finnischen “Perlen” bedeutet. Alle drei Bibliotheken waren auf ihre ganz eigene Art einzigartig. Vor allem die Dichte der Büchereien in Espoo beeindruckte uns dabei sehr.
Obwohl sich alle Bibliotheken in Espoo befanden, waren wir allerdings auch einige Zeit unterwegs, da die meisten Städte in Finnland ziemlich weitläufig sind.
Nach den tollen Eindrücken und langen Busfahrten freuten wir uns sehr auf eine ruhige Nacht.17. Januar 2020
Da wir nun fast schon Profis in “Eden” sind, war das Sortieren der Bücher auch heute wieder unsere erste Aufgabe. Anschließend haben wir geschickt die Reservierungen und die Regale geräumt. Nach der Mittagspause bekamen wir einen kurzen Einblick in den Fremdsprachenbereich der Sello Bibliothek. Dort findet man neben englischen, französischen, deutschen oder spanischen Büchern auch einige Exemplare in Arabisch, Kurdisch und Chinesisch. Außerdem gibt es einen großen Bestand an russischen Büchern.
Den Rest des Nachmittags verbrachten wir im Music & Makersspace. Dort druckten wir uns zuerst kleine Andenken mit dem 3D-Drucker aus und dann probierten wir im VR-Room einige Spiele aus. Das war wirklich faszinierend.
Am Abend machte ich mich auf den Weg nach Turku, während Elisabeth sich einen Film im Kino ansah.18. Januar 2020
Johannes:
Heute war der erste Tag in Finnland, den ich bei Tageslicht begonnen habe, denn ich konnte gemütlich ausschlafen. Nach einem leckeren Frühstück machten wir — Ella (eine Freundin, mit der ich mich in Turku getroffen habe) und ich — uns zum Zentrum der Stadt auf. Da das Wetter nicht ganz so schlecht war, liefen wir die 3 km von unserem Apartment bis vor das Tor des Doms zu Fuß. Dann besichtigten wir den kleinen Hafen und wärmten uns anschließend im großen Einkaufszentrum auf. Wieder daheim angekommen gönnten wir uns einen heißen Tee und einen Dounut (mit zwei versch. Füllungen, zwei versch. Glasuren und Minimarshmallows drauf!!). Zum Abendessen gab es selbstgemachte Pizza. Den restlichen Abend ließen wir mit Kartenspielen gemütlich ausklingen.
Elisabeth:
Eigentlich hatte ich geplant, den heutigen Tag mit einer guten Freundin zu verbringen, die ich während meines Auslandsjahres in Finnland (2017–2018) kennengelernt hatte, aber leider hatte sie sich eine Erkältung eingefangen. Also machte ich mich um die Mittagszeit alleine auf den Weg nach Helsinki.
Mein Ziel: Der Allas Sea Pool. Dieses Outdoor-Schwimmbad liegt im Hafen von Helsinki direkt vor dem Präsidentenpalast. Das Gebäude ist äußerst modern gestaltet und seine Holzfassade lockt täglich viele Schwimm- und Saunabegeisterte an. So auch mich, denn ich bin selbst auch ein großer Sauna-Fan und hatte schon lange vor, einige Stunden in dieser Entspannungsoase zu verbringen. Der wöchentliche Saunagang ist für die Finnen eine wichtige Tradition, die zu jeder Jahreszeit zelebriert wird. Besonders heute freute ich mich auf die Wärme der Sauna, denn leider war das Wetter sehr ungemütlich. Der Allas Sea Pool verfügt über ein beheiztes Außenbecken und eines, das mit gefiltertem Meerwasser (um die 3 Grad) gefüllt ist. Nach meinem zweiten Saunagang traute ich mich endlich wieder an das eiskalte Wasser. Es kostet zwar Überwindung, aber nach einigen Sekunden klirrender Kälte, wird der gesamte Körper von wohliger Wärme durchströmt und man fühlt sich den Rest des Tages nachhaltig warm. Wenn man dieses Erlebnis einmal durchgemacht hat, versteht man auch, warum die Finnen es sich so oft „antun“.
Nach drei Runden Sauna gönnte ich mir ein leckeres Mittagessen in dem an das Schwimmbad angeschlossene Cafe und hatte dabei einen tollen Blick auf den Hafen. Danach schlenderte ich durch die Stadt und durch einige Läden. Besonders gefällt mir das Stockmann, welches eines der ältesten Kaufhäuser in Helsinki ist und auch durch seine Innenarchitektur und teuren Marken beeindruckt. Allerdings hatte die Wärme der Sauna ziemlich eingelullt und ich machte mich leicht schläfrig, durch die Menschenmengen der Stadt, wieder zurück in mein Hotel.
19. Januar 2020
Johannes:
Als ich frühs aus dem Fenster unseres Apartments schaute, wusste ich, dass es ein guter Tag wird. Der Himmel war fast gänzlich blau und die Sonne schien. Nach einem ausgewogenen Frühstück (süßes Hefebrot, Pizza vom gestrigen Abend und Blutorangen), packten wir, meine Bekannte Ella und ich, unsere Koffer und verließen die Wohnung. Mit dem Bus ging es ins Zentrum von Turku. Dort sonnten wir uns dann eine Weile auf einer Bank direkt am Flussufer. Da es schon Mittag war, aßen wir Burritos und Nachos in einem mexikanischen Restaurant, welches wir am Tag zuvor entdeckt hatten. Mit dem Onnibus ging es dann wieder zurück nach Helsinki. Die gesamten Fahrt über konnten wir die Landschaft Finnlands bewundern. Die goldene Sonne gab den Wäldern, Felsen und Seen einen ganz besonderen Glanz. Bis unsere Anschlusszüge kamen und es Abschied nehmen hieß, spielten wir in Oodi noch einige Runden Skip-Bo.
Elisabeth:
In den heutigen Tag bin ich ganz entspannt gestartet. Nach dem Frühstück habe ich die nächste Bahn nach Helsinki genommen und entschloss mich mein Lieblingsmuseum in Helsinki zu besuchen, „Kiasma“, welches als die finnische National Gallerie gilt. Dort wird vor allem moderne Kunst ausgestellt, die ich schon einige Male bewundert habe. Das Gebäude ist sehr modern und liegt direkt an einem Platz mit der Bibliothek Oodi und gegenüber vom Parlamentsgebäude. Da es sich um einen Sonntag handelte war jedoch schon die Empfangshalle ziemlich überfüllt und so entschied ich mich an einem anderen Tag wiederzukommen und stattdessen etwas im Museumsshop zu stöbern. Nachdem ich mehrere Postkarten ergattert hatte, bin ich in ein Cafe im nahegelegenen Einkaufszentrum „Forum“ ein und beschrieb einige davon.
Danach wollte ich unbedingt erneut meine Lieblingsbuchhandlung „Akateeminen Kirjakauppa“ besuchen, welches auch zum Stockmann-Kaufhaus gehört. Für Buchliebhaber ist dieses Geschäft ein reines Paradies und auch architektonisch ist es sehr schön. Besonders die Auswahl an fremdsprachigen Büchern, beispielsweise auf Englisch, beeindruckt mich jedes Mal.
Nachdem ich einige Zeit stöbernd verbracht hatte, machte ich mich wieder auf den Heimweg, um im Hotel noch den Praktikumsplan für die nächste Woche durchzusehen.
20. Januar 2020
Die neue Woche starteten wir wieder in Eden und mit dem Sortieren von Büchern. Während unserer Mittagspause probierten wir endlich den Massagestuhl aus, der in einem Entspannungsraum für die Mitarbeiter bereitsteht.
Tiefenentspannt machten wir uns danach mit dem Zug auf den Weg ins Zentrum Espoos, um dort unsere Betreuerin in einer Art Außenstelle der Bibliotheken der Stadt zu treffen. Dort erwarteten uns einige Überraschungen: Zuerst wurden uns die Bus-Büchereien gezeigt. Dabei handelt es sich um umgebaute Reisebusse, die in kleine mobile Büchereien umfunktioniert wurden. Jeden Tag besuchen diese Busse verschiedene Einrichtungen, vor allem Schulen, um die Bücher direkt zu den Lesern zu bringen.
Danach wurden wir durch die verschiedenen Lagerräume geführt und bekamen einen Einblick in die Aufgaben der Mitarbeiter.
Ein besonderer Service, den die Büchereien in Espoo ihren Kunden anbieten, ist der Bücherlieferdienst. Dieser gilt allerdings nur für alte Menschen oder solche, die aufgrund von Krankheit nicht mehr ihr Haus verlassen und eine Bücherei aufsuchen können. Sie können Bücher bestellen, welche dann in markanten roten Taschen einige Male pro Monat direkt an die Adresse der Kunden geliefert werden. Die Arbeit sei aufgrund der Schicksale dieser Menschen oft sehr emotional, aber die soziale Komponente und die Freude, welche die Leser zurückgeben, würde das Ganze so lohnenswert machen, erzählte uns die Kollegin, die sich um den Bücherlieferdienst kümmert.
Nach einer Tour durch die angeschlossene Bücherei und einer Kaffee- und Tee-Pause nahmen wir wieder den nächsten Zug zu unserer vertrauten Sello-Bibliothek.
Nachdem wir Feierabend gemacht hatten fuhren wir weiter nach Helsinki, um dort im Hafen die alte Markthalle zu besuchen. Diese lockt jeden Tag mit ihren vielen Ständen Einheimische wie Touristen gleichermaßen an. Bereits seit 130 Jahren gibt es die alte Markthalle und ihr schönes Gebäude, direkt am Wasser, steht zudem unter Denkmalschutz. Zwischen Rentierfleisch und Lachsbrötchen kanm man hier viele weitere typisch finnische Delikatessen bestaunen und probieren. Obwohl der Tag sich dem Ende zuneigte und viele der Stände bereits geschlossen waren, konnten wir dennoch die Gemütlichkeit und einen gewissen Zauber spüren, der dieser besonderen Halle innewohnt.
Mit der nächsten Bahn hieß es dann wieder: Zurück nach Espoo.21. Januar 2020
Wie bereits letzten Dienstag begannen wir unseren Arbeitstag in “Eden” und anschließend sortierten wir die Reservierungen ein. Nach der Mittagspause erklärte uns eine Kollegin die Abläufe für Buchbestellungen bei Büchereien außerhalb des Helmet-Rings (Helmet ist ein Zusammenschluss mehrerer Büchereien im Raum um Helsinki). Danach nahmen wir an der English-Discussion teil. Dort kommen junge und alte Menschen zusammen, um sich miteinander auf Englisch zu unterhalten und so ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Das hat richtig Spaß gemacht. Als dann Feierabend war, machte sich Johannes auf zum Café Kuusijärvie. Das Café liegt direkt an einem See in Vantaa und hat sieben Saunen in B etrieb. Vier davon sind herkömmliche Elektrosaunen und drei sind sogenannte Rauchsaunen. Diese werden den ganzen Vormittag über mit Holz aufgeheizt und halten die Hitze dann von nachmittags bis abends. Allerdings sollte man sich darin nicht anlehnen, da die Wände sehr rußig sind. Nach unzähligen Aufgüssen (die Finnen machen das gefühlt alle zwei Minuten) folgte der die Abkühlung in dem 1 Grad kalten See. Nach sechs Durchgängen und einer Stunde Rückfahrt ging es wieder zurück ins Hostel und ins Bett.
22. Januar 2020
Das erste Mal während unseres Praktikums erwartete uns heute eine Spätschicht von 13:00 – 20:00 Uhr. Wir konnten den Tag also zunächst langsam angehen und trafen uns gegen 12:30 in der Bibliothek, denn wir hatten einen der 3D-Drucker für den ganzen Tag reserviert um weitere Dinge auszudrucken, so zum Beispiel einen Flaschenöffner. Da dessen Druckvorgang etwas länger dauerte, konnten wir in dieser Zeit wieder einige Bücher verräumen und in unserer Pause nach dem Rechten sehen.
Um 15:00 gingen wir dann ins „Pointti“, die Jugendabteilung der Bücherei. Dieser Bereich im Erdgeschoss ist etwas separiert von den anderen Abteilungen und eine Welt für sich. Hier arbeiten Bibliothekare und Sozialarbeiter Hand in Hand und kümmern sich um die zahlreichen Jugendlichen, die täglich nach der Schule ihren restlichen Tag hier verbringen. Neben Büchern gibt es auch einige Konsolen und Computer mit Videospielen sowie einen Billardtisch, Tischkicker und viele gemütliche Sessel und Tische an denen Brettspiele gespielt werden können. Die Mitarbeiter sehen stehts nach dem rechten und sind gleichzeitig Ansprechpartner für die Jugendlichen. Besonders wichtig ist es ihnen, jeden beim Namen zu kennen und wenn möglich auch eine Beziehung zu den einzelnen Besuchern aufzubauen. In einer entspannten Atmosphäre sollen die Schüler zudem auch mit Literatur und Lesen in Kontakt kommen. „Pointti“ unterscheidet sich auch vom Rest der Bibliothek, da es hier schnell etwas lauter und hektischer zugehen kann. Auch wir verbrachten einige Zeit mit Brettspielen und Schach und genossen die lockere Stimmung mit den netten Mitarbeitern. Für Schulklassen werden im „Pointti“ einige Seminare angeboten, beispielsweise zum Thema „Verhalten im Internet“.
Gegen 20 Uhr endete unsere Schicht und die Bibliothek schloss für den heutigen Tag ihre Türen. Nach einem kurzen Stopp im Einkaufszentrum machten wir uns auf ins Hotel.
23. Januar 2020
Unser Arbeitstag begann heute erst um 12 Uhr. Das gab uns Zeit um entweder auszuschlafen, wie es Elisabeth tat, oder um bei Sonnenschein durch Helsinki zu gehen, was Johannes machte.
Nach vielen einsortieren Büchern und einer Partie Kniffel nahmen wir dann nachmittags am “Finish learning Café” teil. Ehrenamtliche Finnen kommen hierfür in die Bibliothek und üben mit den Teilnehmern Finnisch zu reden. Das geschieht beispielsweise durch Grammatikübungen (z.B. “Finde die passende Frage zur angegeben Antwort”) oder einfach durch eine Unterhaltung. Mit uns zusammen hat Leila geübt. Da Leila 35 Jahre lang in Deutschland gelebt hat, konnte sie uns die Besonderheiten der finnischen Sprache auf Deutsch erklären. Das war ziemlich praktisch. Mit dem Ende des Treffens endete auch unser 8. Arbeitstag in Finnland.24. Januar 2020
Heute erwartete uns wieder unsere gewohnte Schicht von 9:00 – 10:00 Uhr. Wir begannen mit dem Scannen und Sortieren der bestellten Bücher und verbrachten nach der Pause einige Zeit in der Fremdsprachenabteilung. Danach ging es für uns in die Akquisitionsabteilung. Dort wurden wir mit offenen Armen empfangen und erfuhren, dass die Bibliotheken Espoos im letzten Jahr bei der Buchmesse in London mit dem Preis für die beste Bibliothek der Welt ausgezeichnet wurden. Die Mitarbeiter hatten sich zuvor mit diesem Video um den Preis beworben. Darin wird das System und die Angebote der Büchereien anschaulich erklärt. Auf jeden Fall sehr sehenswert!
Wir lernten außerdem natürlich einiges über die Aufgaben der Akquisitionsabteilung: Hier wird nämlich ausgewählt welche und wie viele neue Bücher in den Bestand aufgenommen werden. Dies gilt für Novitäten sowie für bereits erschienene Bücher, die besonders gefragt sind. Die Bücher werden über einen Großhändler bestellt, der gleichzeitig bibliografische Informationen zu jedem Titel liefert. Diese Informationen werden von den Mitarbeitern noch ergänzt und erscheinen dann für die Kunden auf der Helmet.fi Website. Nach dem Katalogisieren werden die Bücher dann je nach Genre mit einer entsprechenden Nummer und einem Symbol versehen und können in die jeweilige Bücherei in Espoo weitergeleitet werden.
Nach diesem lehrreichen Arbeitstag machten wir noch einen kurzen Ausflug in das Nationale Geschichtsmuseum in Helsinki. Dort besuchten wir eine Ausstellung zur finnischen Geschichte. Wir hatten Glück, denn der Eintritt war für alle Besucher frei! Allerdings kamen wir eine Stunde vor Schluss und so konnten wir nicht das gesamte Museum erkunden.
Johannes machte sich darauf wieder auf den Weg nach Espoo, während Elisabeth ihren Bruder vom Flughafen abholte, der für das Wochenende zu Besuch kam.
25. Januar 2020
Elisabeth schreibt:
Mein Bruder und ich starteten heute entspannt in den Tag. Nach dem Frühstück zeigte ich ihm die Sello-Bibliothek bevor wir den Zug nach Helsinki nahmen. Dort angekommen machten wir einen Rundgang durch die Stadt und besuchten zunächst die Uspenski-Kathedrale, die alte Markthalle und den Dom. Danach machten wir eine kleine Wanderung an der Ostsee entlang, bis wir zur kleinen Insel Uunisaari kamen, die man über eine Brücke erreichen kann. Bis auf ein Café und einige Trampelpfade war die Insel hauptsächlich naturbelassen und wir konnten, über die glattgeschliffenen Felsen an der Küste, bis ans Wasser gehen. Da wir durch den starken Wind nach einiger Zeit sehr durchgefroren waren, machten wir uns wieder auf den Weg in die Innenstadt.
Denn dort hatten wir gemeinsam mit Johannes einen Tisch in einem Restaurant mit typischen Gerichten aus Lappland reserviert und trafen uns mit Johannes. Das Restaurant „Lappi“ ist sehr rustikal und gemütlich eingerichtet und bildet einen tollen Kontrast zur Innenstadt. Die Bedienungen waren in die Tracht Lapplands gekleidet und so fühlte man sich schnell wie in einer komplett anderen Welt. Die Speisekarte bestand vor allem aus Rentierfleisch und Fisch, aber es gab auch einige Vorspeisen und Desserts. Die Gerichte, die wir bestellten, schmeckten uns allen sehr und wir verbrachten eine schöne Zeit dort. Zurück in der Kälte verabschiedeten wir uns von Johannes und besuchten noch einmal die Oodi Bibliothek.
In Espoo machten wir noch einen kurzen Halt bei Prisma und deckten uns mit Snacks für den Abend ein.
Johannes schreibt:
Samstag. Wochenende. ausschlafen!
Doch das galt nicht für mich. Bereits am frühen Morgen machte ich mich zum Naturzentrum Haltia nahe des Nuuksio-Nationalparks auf. Mit vielen Licht und Soundeffekten wurde hier die Natur Finnlands erklärt. Auch für Kinder gab es sehr ansprechende Elemente in diesem neuen Naturzentrum. Beispielsweise konnte man sich mit einer VR-Brille verschiede Orte in ganz Finnland ansehen (z.b. einen Wasserfall). Bei herrlichstem Wetter wanderte ich danach durch den Wald zu einem Rentierpark. Dort konnte man Rentiere füttern und streicheln. Anschließend bestand die Möglichkeit sich im Tipi auf dem Gelände aufzuwärmen, indem man sich dort ein Stockbrot über dem Feuer backte und einen heißen Tee trank. Da noch Zeit war bis der Bus zurück nach Helsinki fuhr, ging ich noch 1,5 Stunden im Wald spazieren und genoss dabei die Natur und den Sonnenschein. Am Abend habe ich mich dann mit Elisabeth und ihrem Bruder, der zu Besuch war, im Restaurant “Lappi” getroffen. Dort gab es traditionelle finnische Gerichte. Nachdem ich also mittags die Rentiere gefüttert und gestreichelt hatte, habe ich abends ein sehr leckeres Stück Rentierfilet gegessen. Mit gut gefülltem Magen ging es danach zurück ins Hostel.26. Januar 2020
Elisabeth schreibt:
Heute wachte ich leider mit Halsschmerzen auf. Anscheinend hatte ich mich bei unserer Wanderung gestern etwas verkühlt. Daher gingen wir den Tag entspannt an und machten uns nach dem gemütlichen Frühstück auf den Weg zum Flughafen, denn mein Bruder musste leider wieder zurück nach Deutschland.
Nachdem wir uns in einem Bistro Korvapuusti (finnische Zimtschnecken) gegönnt hatten, verabschiedeten wir uns vor der Sicherheitskontrolle und ich nahm den nächsten Zug vom Flughafen nach Huopalahti und von dort nach Leppävaara. Dort angekommen kaufte ich noch Lebensmittel für die kommende Woche ein. Den Rest des Tages ordnete ich mein Hotelzimmer, wusch meine Wäsche und ruhte mich aus, um die Erkältung etwas einzudämmen.
Johannes schreibt:
Nach den vielen Kilometern, die ich gestern zurückgelegt hatte, habe ich heute mit gutem Gewissen etwas länger schlafen können. Gegen Mittag fuhr ich dann mit der Metro nach Helsinki. Während ich dort auf die Fähre zur Insel Suomenlinna wartete, schaute ich mir den orthodoxen Dom in der Nähe des Hafens an. Bereits in der ersten Woche war ich auf Suomenlinna gewesen, jedoch war es da schon so dunkel, dass ich nicht viel gesehen hatte. Also heute der zweite Versuch und diesmal bei Tageslicht. Teilweise erinnerten mich die wohl militärischen Bauten (dort gibt es nämlich neben normalen Wohnhäusern auch eine Kaserne der finnischen Armee) an Hobbingen im Auenland. Zurück auf dem Festland machte ich mich zum TOP 2 des Tages auf: Korkeasaari Zoo. In Kooperation mit Haltia wurde die gesamte Insel Korkeasaari zu einem Zoo umgebaut. Über zwei Brücken und eine weitere Insel kann man diesen erreichen. Dort bot sich mir unter anderem der tolle Anblick auf Schneeleoparden & ‑eulen , Elche und Bisons. Mit einem dunkelorangenen Sonnenuntergang endete für mich der zweite Sonntag des Praktikums.
Was uns in unserer letzten Woche in Finnland alles erwarten würde, war ich schon sehr gespannt.
27. Januar 2020
Heute hatten wir einen Tag zur freien Verfügung, um uns andere Bibliotheken im Raum Helsinki anzusehen. Deshalb trafen wir uns um 10:30 Uhr am Bahnhof in Helsinki. Von dort aus gingen wir zur Deutschen Bibliothek. Dort gibt es ausschließlich deutsche Bücher. Und das in einem gemütlichen großen Raum mit hohen Holzregalen. Genau so, wie man sich eine Bibliothek vorstellt. Danach steuerten wir die Nationalbibliothek an. Dort gab es Bücher jeglicher Art auf sechs Stockwerke verteilt. Der Blick von oben nach unten war sehr imposant. Nach einer kleinen Mittagspause fuhren wir mit dem Zug nach Vantaa und sahen uns dort noch eine Bibliothek an. Anschließend besuchten wir den Fazer-Shop, der ebenfalls in Vantaa ist. Fazer ist die Süßigkeitenmarke schlechthin in Finnland. Bei so vielen verschiedenen Schokoladen‑, Lakritz‑, Gummibärchen- und Kekssorten konnten wir uns gar nicht entscheiden, was wir kaufen sollten. Bevor es dann wieder nach Hause ging, stärkten wir uns im Fazer-Café vor Ort.
28. Januar 2020
Wie in den vorigen Wochen verbrachten wir den Vormittag mit dem Scannen und Einsortieren der Reservierungen. Nach unserer Pause buchten wir uns wieder einmal einen 3D-Drucker und druckten einen Flaschenöffner. Während des Druckvorgangs bereiteten wir uns auf unsere English-Discussion-Group vor, denn das heutige Thema sollten aktuelle Nachrichten sein. Da wir in den letzten Wochen viel erlebt und gesehen hatten, fehlte uns oftmals die Zeit und Energie sich über das Geschehen in der Welt zu informieren. Da kam uns die Druckzeit des Flaschenöffners sehr zugute!
Während der English-Discussion-Group wurde genau wie letzte Woche auch, englischer Tee und Kekse serviert und es war erneut eine gemütliche Runde, in welcher wieder neue Gesichter dazukamen. Es machte uns sehr Spaß ungezwungen mit den anderen Teilnehmern über die verschiedensten Dinge zu sprechen und gleichzeitig auch Englisch zu üben.
Da ein großer Teil der Gruppenmitglieder nicht aus anderen EU-Ländern oder auch Kontinenten kommt, gab es wieder viele Gesprächsthemen und es wurden jede Menge Unterschiede zwischen den verschiedenen Herkunftsländern herausgearbeitet.
Auch wenn dies erst unser zweiter Besuch war, fühlten wir uns sehr wohl und bereits gut in die Gruppe integriert. Daher waren wir schon fast ein wenig schwermütig, als wir uns bereits wieder verabschieden mussten.Nach der Discussion-Group machte sich Johannes auf nach Helsinki um noch einmal in Ruhe einige Geschäfte zu erkunden, währed Elisabeth einkaufen ging und danach mit einer guten Freundin aus der Heimat telefonierte.
29. Januar 2020
Anders als normalerweise verbrachten wir den Vormittag heute im Kinderbereich der Bibliothek und nicht in “Eden”. Da neue Teppiche für die kleinen Kinder verlegt worden waren, halfen wir ein paar Regale neu anzuordnen. Danach bereiteten wir zusammen mit einer Mitarbeiterin der Abteilung eine Märchenlesestunde vor, an der wir dann auch teilnahmen. Ganz gebannt hörten die Kinder zu und brachten auf Nachfrage der Leserin auch eigene Gedanken mit ein (Thema des Märchens war Freundschaft). Nach unserer Mittagspause halfen wir die Reservierungen in die Regale einzuordnen. Den Rest des Nachmittags verbrachten wir dann im English-Book-Club. Die Mitglieder — hauptsächlich Rentner — lesen jeden Monat ein neues Buch und besprechen dann im montalichen Treffen ihre Meinungen, Gedanken, Fragen etc. zu diesem Buch. Sowohl das Buch als auch die anschließende Diskussion ist in Englisch. Diesmal handelte das Buch von den Schwierigkeiten für einige Immigranten in London. Nach der Arbeit fuhren wir dann nach Helsinki und besuchten dort ein Kunstmuseum und waren ein bisschen in der Stadt bummeln.
30. Januar 2020
Unsere erste Aufgabe am heutigen Arbeitstag bestand darin, abgelaufene Reservierungen zu finden und wieder der richtigen Abteilung zuzuordnen. Wenn die Kunden ihre reservierten Artikel nicht bis zu einem bestimmten Datum abholen, werden sie an den nächsten Kunden mit entsprechender Reservierung weitergegeben oder kommen wieder zurück an ihren Ort in der Bibliothek.
Nach unserer Pause trafen wir uns dann mit einer Mitarbeiterin zu einem ganz besonderen Anlass: Sie wollte mit uns ein Interview über unsere Eindrücke während des Praktikums führen, welches später auf der Helmet.fi Website und den Social-Media Kanälen der Bibliothek veröffentlicht werden soll. Da sie früher als Journalistin gearbeitet hatte, führte sie uns souverän durch das Interview. Wir beide hatten viel Spaß dabei und wurden uns während des Gesprächs auch noch mehr über die Eindrücke und Erlebnisse der letzten drei Wochen bewusst. Danach machten wir noch einige Bilder und Videos für die Präsentation auf der Website.
Anschließend trafen wir um 2 Uhr Elina wieder, um mit ihr über das Praktikum und unsere Erfahrungen damit zu sprechen. Elina arbeitet bei Omnia in Espoo, das ist die Partnerschule der Klara-Oppenheimer-Schule, die auf finnischer Seite unser Praktikum hier organnisiert hat!
Am Nachmittag machten wir uns beide nach Helsinki auf. Johannes um das Naturkundemuseum zu besuchen und Elisabeth um noch ein letztes Mal ihre Freundin zu treffen. Sehr wehmütig wurde uns bewusst, dass morgen leider bereits unser letzter Tag bei Sello sein würde.
31. Januar 2020
Unser letzter ganzer Tag in Finnland war vergleichsweise ruhig. Begonnen haben wir mal wieder mit dem Einräumen der Reservierungen in die Regale und dem Sortieren der Bücher in “Eden”. Nach der Mittagspause nahmen wir an unserer letzten Teambesprechung teil und danach gab es ein kleines Abschiedsbuffet mit Kaffee und Kuchen für uns. Dabei hatten wir die Möglichkeit uns von allen Kollegen zu verabschieden und konnten nochmal ein paar schöne Unterhaltungen führen. Wir haben sogar beide ein kleines Abschiedsgeschenk bekommen: eine Packung von der guten “Fazer” Schokolade und eine Mumin-Tasse. Dankbar für die tolle Zeit, die netten Leute und die vielen neuen Erfahrungen, sagten wir Lebewohl und gingen ein letztes Mal durch die Drehtür der Sello Bibliothek. Nachdem wir unsere Koffer gepackt hatten, trafen wir uns in Helsinki und aßen im “Iguana” zu Abend. Eigentlich wollten wir im “Burger’s & Friends” essen gehen, aber das wurde gerade renoviert. Bevor wir zurück in unsere Hotels fuhren, machten wir noch einen kleinen Spaziergang durch die Innenstadt.
01. Februar 2020
Heute traten wir schweren Herzens unsere Heimreise an.Gegen 12:30 trafen wir uns mitsamt Gepäck am Bahnhof in Helsinki, um von da aus den Zug zum Flughafen zu nehmen. Dort angekommen gaben wir unser Gepäck auf und stärkten uns noch in einem Bistro. Dabei dachten wir noch einmal an all die Eindrücke und Erfahrungen, welche wir während des Praktikums sammeln durften. Uns beiden fiel der Abschied von Finnland nicht leicht, aber selbstverständlich freuten wir uns auch auf Familie und Freunde, die in Deutschland auf uns warteten. Im Duty-Free-Bereich deckten wir uns ein letztes Mal mit Fazer Schokolade ein und begaben uns danach an unser Gate. Der Flug verlief ereignislos und wir kamen sicher in Frankfurt an.Nach unserem kleinen Abenteuer sind wir besonders dankbar für alle lieben Menschen, die wir kennenlernen und alle Orte, die wir entdecken durften. Alle Erfahrungen waren durchweg positiv und wir werden nun immer eine ganz besondere Verbindung zu diesem nordischen Land haben. Gleichzeitig hoffen wir, dass wir auch ein gutes Bild von Deutschland nach außen tragen konnten.Und eines steht fest: Wir werden bestimmt wieder nach Espoo zurückkehren!