Kreative Prüfungsvorbereitung im Fachbereich Versicherung
Auch in diesem Schuljahr wurde das Projekt „11VF2 erklärt“ durchgeführt. Im Rahmen des Projekts produzieren die Schüler*innen kurze versicherungs- und fachspezifische Erklärvideos zu prüfungsrelevanten Themen der 10. Jahrgangsstufe. Dabei dienen die Clips der Filmcrew selbst zur Prüfungsvorbereitung und unterstützen gleichzeitig nachfolgende Klassen bei der Erarbeitung des neuen Themas.
Das Projekt wurde um „11VF2 programmiert“ erweitert, so dass die Schüler*innen nicht nur zwischen den Themen der 10. Jahrgangsstufe wählen können, sondern auch hinsichtlich der Aufgabenstellung. Die neue Aufgabestellung beinhaltet die Programmierung eines Chatbot zum Drei-Schicht-Modell der Altersvorsorge. Dabei haben die Schüler*innen wieder eine Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Teilthemen, z. B.
- Gesetzliche Rentenversicherung (GRV) / 1. Schicht,
- Rürup-Rente bzw. Basis-Rente / 1. Schicht,
- Riester-Rente bzw. Zulagen-Rente / 2. Schicht,
- Betriebliche Altersversorgung (bAV) / 2. Schicht,
- Private Rentenversicherung (PRV) / 3. Schicht,
- Gemischte LV (LV) / 3. Schicht.
Der Chatbot ist bereits vorprogrammiert, enthält aber lediglich die Begrüßung und eine allgemeine Hinführung zum Thema. Aufgabe der Schüler*innen ist es, die Programmierung fortzuführen und das von ihnen ausgewählte Teilthema fachlich korrekt darzustellen. Der Chatbot soll am Ende das Thema erklären und mittels Kontrollfragen prüfen, ob der Gegenüber alles verstanden.
Für die Programmierung wird Scratch verwendet. Dabei handelt es sich um eine grafische Programmiersprache. Die Programmierung lässt sich – vereinfacht ausgedrückt – mit farbigen Blöcken oder Puzzleteilen, die richtig angeordnet werden müssen, vornehmen. Auf diese Weise sind Syntaxfehlern (z. B. vergessen Klammer, Semikolon etc.) ausgeschlossen und im schlimmsten Fall reagiert der Chatbot nicht.
Es entstanden vier Erklärvideos zu folgenden Themen:
- Vorvertragliche Anzeigepflicht: Unverschulden
- Vorvertragliche Anzeigepflicht: Vorsatz
- Vorvertragliche Anzeigepflicht: Arglist
- Obliegenheiten
Eine mutige Gruppe wagte sich an die erste Programmierung zum Thema „Gesetzliche Rentenversicherung“.
Das Erstellen eines Erklärvideos und die Einarbeitung in die Programmiersprache Scratch ist schon für sich eine schwierige Aufgabe. Zusätzlich stellte die wechselnde Unterrichtssituation die Schüler*innen noch vor eine weitere Herausforderung. Wir starteten Ende November – noch im Präsenzunterricht – mit der Vorstellung des Projekts, der Gruppeneinteilung und der Themenwahl. Bereits in der darauffolgenden Woche mussten alle Klassen aufgrund der gestiegenen Corona-Infektionszahlen im Wechselunterricht beschult werden. Die Klasse 11VF2 wurde also in zwei Gruppen eingeteilt, wobei sich ein Teil der Klasse im Präsenz- und der andere Teil im Distanzunterricht befand. Dies führte dazu, dass auch die Gruppen aufgesplittet wurden und die Gruppenmitglieder nicht mehr gleichzeitig am Präsenzunterricht teilnahmen. Dies erschwerte gleich zu Beginn der Projektarbeit den Abstimmungsprozess. Zwei Wochen später änderte sich die Situation erneut und alle Klassen wurden in den Distanzunterricht geschickt. Die Klasse hat das Projekt somit fast ausschließlich im Distanzunterricht vorbereitet und durchgeführt.
Aufgrund der geänderten schulischen Rahmenbedingungen wurde die Aufgabenstellung angepasst und die Vorgabe gestrichen, das Erklärvideo nach dem Beispiel von „explainity“ (Legetechnik) zu erstellen. Jede Gruppe konnte nun selbst über die Art und Weise entscheiden, wie das Erklärvideo entstehen sollte. Die meisten Gruppen entschieden sich dann dazu, das Erklärvideo mit PowerPoint zu erstellen, eine Gruppe hielt an der ursprünglichen Vorgabe fest.
Der Arbeitsauftrag des Chatbots musste nicht angepasst werden.
Alle Gruppen konnten dennoch erfolgreich zusammenarbeiten, die einzelnen Projekte vorantreiben und alle Abgabetermine einhalten, denn mit MS TEAMS wurde in diesem Schuljahr eine schulweite Kommunikationsplattform eingeführt, die sich intuitiv handhaben lässt und ein kooperatives sowie kollaboratives Arbeiten erlaubt. So konnten während des Projektes Dateien leichter ausgetauscht und parallel von mehreren Personen bearbeitet werden. Meet Ups (Videokonferenzen) abzuhalten, Bildschirmansichten zu teilen und Gruppenchats zu erstellen, war anfänglich neu und ungewohnt, wurde aber schnell Usus und unterstützte die Gruppenarbeit. Auch mir als Lehrkraft war es dadurch möglich, den Erstellungsprozess zu begleiten und Unterstützung zu geben. So konnte ich jederzeit die erstellten Dokumente einsehen oder an Meet Ups teilnehmen, um bei gruppenspezifischen Fragen zu helfen.
Zusätzlich nutzten die Schüler*innen ihre betrieblichen Kommunikationsstrukturen und andere bekannte Messenger-Dienste.
Dass alle Gruppen insgesamt gut mit der geänderten Situation zu Recht kamen und flexibel reagierten, verdeutlichen die Auszüge aus den Reporten.
Auszug aus dem Report der Gruppe „Arglist“
„In einer Gruppe trägt jeder Einzelne die Verantwortung zunächst einmal für seine zugeteilten Aufgaben, aber dann im Endeffekt auch für das entstandene Produkt am Ende der Bearbeitungszeit. […] Wir haben aus der Bearbeitung gelernt, dass man bei manchen Dingen einfach improvisieren muss, wie beispielweise bei dem Videodreh, [der nicht wie geplant in der Schule stattfinden konnte]. Zudem sind während der Bearbeitung ein paar Unstimmigkeiten aufgetreten, die jedoch durch ausführliche Diskussionen […] geklärt werden konnten. Bei zukünftigen Projekten dieser Art würden wir uns einen festen Zeitplan erstellen, indem die verschiedenen Aufgaben eine zeitliche Frist besitzen. Denn so kommt es nicht dazu, dass man [zum] Ende der Abgabefrist zeitliche Schwierigkeiten [be]kommt.“
Auszug aus dem Report der Gruppe „Vorsatz“
„Durch die intensive Bearbeitung des Themas der vorvertraglichen Anzeigepflichtverletzung sind wir als Gruppe sehr gut in die Materie eingearbeitet und haben alle wichtigen Inhalte aufgefasst und verinnerlicht. Weiterhin hat die Gruppenarbeit die einzelnen Mitglieder in Sachen Kompromissbereitschaft, Kritikfähigkeit und Teamarbeit geschult. Es hat sich gezeigt, dass wir trotz des Distanzunterrichts in der Lage waren, ein optisch und fachlich ansprechendes Video zu produzieren, welches mit gutem Gewissen an unsere Nachfolgeklassen zur Schulaufgaben- und Prüfungsvorbereitung ausgehändigt werden kann. Die Corona-Pandemie hat es uns leider nicht möglich gemacht, ein „richtiges Video“ zu produzieren. Dennoch haben wir uns an die neue Situation angepasst und versucht, das Beste daraus zu machen, was uns mit diesem Video auch gelungen ist! Im Großen und Ganzen sind wir mit dem Endprodukt zufrieden, die Gruppenarbeit war sehr harmonisch und ergebnisorientiert, jedem war es möglich nach seinen individuellen Stärken und Schwächen in der Gruppe effektiv mitzuarbeiten. Trotzdem gibt es immer Raum für Verbesserungen bzw. Veränderungen. Unter Normalbedingungen wären wir diese Aufgabe ganz anders angegangen. Der Distanzunterricht macht eine geordnete Arbeitsweise, bei der jeder weiß, was er zu tun hat, sehr schwierig. Innerhalb der Gruppe kam es zwar kaum zu Komplikationen, dennoch würden wir, wenn wir die Wahl hätten, beim nächsten Mal eine richtige Gruppenarbeit in Präsenz bevorzugen.“
Auszug aus dem Report der Gruppe „Unverschulden“
„Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten in Bezug auf [den] Distanzunterricht und einer ausschließlich online stattfindenden Gruppenarbeit, erwies sich das Projekt für uns im Endeffekt als eine durchaus sinnvolle und fördernde Gruppenaufgabe. … Wir [konnten] die Thematik mehr als ausreichend vertiefen und unser Wissen um die erarbeiteten Informationen erweitern. Außerdem lernten wir neue Möglichkeiten der Präsentation kennen und konnten unserer Kreativität trotz der Vorgaben im Skript freien Lauf lassen. Der gegebene Zeitraum zur Bearbeitung war mehr als ausreichend. Die gemeinsame Arbeit über Teams, der ständige Austausch über Messenger-Dienste und die gemeinsame Arbeit aus der Ferne zeigten uns zum einen, dass die Digitalisierung des Unterrichts sehr gut funktionieren kann, [zum anderen] jedoch auch, dass die Arbeit in Präsenz sehr viel Wert hat und man dies in Zukunft definitiv mehr schätzen sollte. Im Großen und Ganzen lässt sich jedoch abschließend sagen, dass wir das Projekt erfolgreich abschließen konnten.“
Ansprechpartner
M. Kaufmann
Stettiner Str. 1
97072 Würzburg
Tel. 0931 7908 100
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