Kaufleute für Versicherung und Finanzen: Kreative Prüfungsvorbereitung mit Kanban
“Explainity“ kennt und nutzt nahezu jede:r Schüler:in. Komplexe Wirtschaftsthemen und Problemstellungen werden so aufbereitet, dass sie jede:r versteht. Zu vielen versicherungsvertragsspezifischen Themen fehlen allerdings Erklär- und Lernvideos.
Do it yourself!
Im Rahmen des Projekts „11VF2 erklärt“ erfolgt eine spielerische und kreative Auseinandersetzung mit prüfungsrelevanten Grundlagenthemen. Die Schüler:innen produzieren eigenständig kurze versicherungs- und fachspezifische Erklärvideos nach dem Beispiel von „explainity“ zu selbstgewählten Themen. Aus gruppenorganisatorischen Gründen wurde ein Erklärvideo als animierte PowerPoint-Präsentation erstellt.
Die Clips dienen den Schüler:innen der 11. Jahrgangsstufe selbst zur Prüfungsvorbereitung und unterstützen gleichzeitig nachfolgende Klassen bei der Erarbeitung des neuen Themas.
Aus 16 Themen wählten die Schüler:innen die folgenden sieben Themen aus:
- Widerrufsrecht (allgemein)
- Widerrufsrecht: Belehrungs- und Informationsmangel
- Rückdatierung
- Vorläufige Deckungszusage
- Obliegenheitsverletzungen Dritter
- Private Rentenversicherung
- Bausteine der Rechtsschutzversicherung
Das Projekt wurde um den Einsatz der Projektmanagementmethode Kanban erweitert. Die Methode Kanban hilft, die Arbeit im Team zu organisieren, den Überblick zu behalten und Dinge erledigt zu bekommen. Wesentliche Aufgaben, Arbeitsabläufe und ‑schritte werden somit auf einem Kanban Board transparent gemacht.
Das Kanban Board wird in seiner Grundversion in drei Spalten mit den Bezeichnungen TO DO (zu erledigen), DOING (in Bearbeitung) und DONE (erledigt) unterteilt. Die einzelnen Aufgaben werden auf Klebezetteln erfasst und wandern je nach Bearbeitungsstand auf dem Board von Spalte zu Spalte. Je kleinschrittiger die Aufgaben auf den Klebezetteln festgehalten werden, umso schneller können sie von einem Teammitglied erledigt werden. Neue Arbeitsschritte können einfach mit einem neuen Klebezettel ergänzt werden.
Im Rahmen einer Projektarbeit haben somit alle Gruppenmitglieder einen Überblick, was noch zu tun ist, wer gerade was macht und welche Aufgaben bereits erledigt sind. Durch das Kanban wurde der Bearbeitungsprozess veranschaulicht und bereits erzielte Erfolge in der Spalte DONE sichtbar gemacht. Während des Bearbeitungsprozesses waren von jeder Gruppe folgende Materialien anzufertigen:
- Drehbuch/Storyboard
- Applikationen für das Erklärvideo
- Bericht über das Vorgehen während der Gruppenarbeit
Bei der Erstellung des Berichts müssen die Schüler:innen den Vorgaben des Reports für die mündliche Abschlussprüfung folgen. - Dokumentation mittels Kanban Boards
Das Projekt orientiert sich an der Lehrplanforderung der vollständigen Handlung. Dem PDCA-Zyklus (PDCA = Plan, Do, Controll, Act) folgend haben die Schüler:innen insbesondere die Drehbücher mehrfach überarbeitet, inhaltlich präzisiert und evtl. vorhandene Fehler beseitigt, so dass die Erklärvideos möglichst fehlerfrei erstellt werden konnten.
Wie immer gehen die Meinungen der Schüler:innen bei einem solchen Projekt auseinander und auch eine Gruppenarbeit funktioniert nicht immer reibungslos. Die Schüler:innen sahen das Projekt und die damit verbundenen Herausforderung folgendermaßen:
„Die Absprachen untereinander waren sehr verbesserungswürdig. Anfangs war es sehr zurückhaltend mit dem Austausch, am Ende der Arbeit waren wir alle offener und aufgeschlossener mit- und untereinander. Die Ansprache des Problems meinerseits hat sehr geholfen die Stimmung zu lockern und besser voranzukommen.“
„Anspruchsvolles Projekt, viele Stolpersteine im Prozess, förderte das Zusammenarbeiten im Team und die Kompromissbereitschaft jedes Einzelnen.“
„Mit dem KANBAN zu arbeiten ist sehr sinnvoll. Man hat immer alles vor Augen. Das hat mir sehr weitergeholfen. Ich benutze auch auf der Arbeit To-Do-Listen, weil es einfacher ist, nichts zu vergessen.“
„Unsere unterschiedlichen Persönlichkeiten führen gegen Ende der Bearbeitungszeit fast jede Woche zu (unnötigen) Diskussionen. Wir haben uns zu Beginn verzettelt und der dauerhafte Zeitdruck hat sich sehr bemerkbar gemacht.“
„Cooles Erlebnis und sicherlich eine gute Methode, sich mit Themen auseinanderzusetzen.“
„Öfter Reflexionen in der Klasse abhalten und klären, was bisher innerhalb der Gruppen wie passiert sein sollte. Evtl. Tipps geben.“
„Teilweise war es sehr anstrengend, in der Gruppe zu arbeiten, da alles immer wieder umstrukturiert wurde. Mit dem Endergebnis bin ich allerdings sehr zufrieden.“
„In der Gruppe hätte die Kommunikation bessere sein können, ebenso die zeitliche Struktur. Allerdings kann man in Gruppen sehr gut arbeiten und tolle Projekte erstellen.“
„Das Kanban hat uns geholfen, festzuhalten, was getan werden muss.“
„Theorie und Praxis sind oft zwei Welten. Was sich in der Planung einfach anhört, ist in der Durchführung nicht so einfach und unerwartete Probleme können auftreten.“
„Das Filmen bereitet am meisten Probleme, da keiner von uns damit Erfahrungen hatte. Meiner Meinung nach ist sowas auch nicht wirklich relevant für unsere Ausbildung. Eine einfache PowerPoint-Präsentation hätte es wahrscheinlich auch getan.“
„Der Dreh gestaltete sich schwierig, da ich am Drehtag erfahren hatte, dass das geplante Equipment defekt ist.“
„Teamarbeit ist spaßig, jedoch ist es schwieriger, fokussiert zu bleiben.“
„Der anfängliche Zeitverlust durch die zu weit gefasste Definition des Begriffs (inkl. Abgrenzung und Ausarbeitung einer anschaulichen Tabelle) konnte fast nicht mehr aufgeholt werden.“
„Nach der ersten Stunde sollte eine Gliederung über den Inhalt präsentiert werden. Das war bei uns ein Knackpunkt.“
„Der Unterschied der Komplexität der verschiedenen Themengebiete schien sehr zu schwanken. Beispielsweise ist der Erarbeitungsaufwand eines 3‑Minuten-Videos nicht mit einem 6- bis 10-Minuten-Video vergleichbar.“