29.01.2024
Nachdem sich der Fußmarsch als kürzer als erwartet erwiesen hatte, war noch Gelegenheit, vor Beginn des Programms auf eigene Faust, die sehr gemütliche Cafeteria der Schule auszuprobieren, die sowohl von Schüler:innen, als auch von Lehrer:innen geschätzt wird.
Um 10 Uhr wurden wir dann sehr herzlich von Pilar Sanchez, der Erasmus Koordinatorin, Nuria und der Direktorin des Ausbildungszentrums Josefa Andreu García (Fina) empfangen. Zuerst bekamen wir von Pilar eine Führung durch das, von der Größe her gut überschaubare und technisch auf dem neuesten Stand ausgestattete, Centro Integrado Formacion Profesional. Dabei erfuhren wir, dass dort neben Laborant:innen und medizinischen Assistent:innen auch Notfallsanitäter:innen und Dentalhygieniker:innen ausgebildet werden. Außerdem erklärte uns Pilar, dass es gute Beziehungen und Kooperationen mit der benachbarten Universität von Murcia, sowie einer benachbarten Seniorentagespflegeeinrichtung gibt.
In der Frühstückspause versammelte sich, wie dort üblich, das gesamte Kollegium im Lehrerzimmer zum gemeinsamen Frühstück, Kaffee und Plausch. Auch dort wurden wir überschwänglich begrüßt und fühlten uns aufs herzlichste Willkommen.
Im Anschluss daran trennten sich unsere Wege.
Sebastian:
Der erste Unterricht, den ich in Spanien erleben durfte, war eine praktische Übung in Pharmazie. In ihrem gut ausgestatteten Lehrlabor erhielten die Schüler den Auftrag eine 2% keratolytische Acetylsalicylsäure-Creme herzustellen. Beeindruckend war für mich, wie selbstorganisiert die SchülerInnen arbeiteten. Ein Eindruck, der sich durch den gesamten Aufenthalt an der Schule zog. Zu Beginn waren die SchülerInnen noch etwas zurückhaltend ob der fremden Lehrkraft im Labor. Aber nachdem zwei junge Damen den Mut gefasst hatten, meine Fragen auf Englisch zu beantworten war das Eis gebrochen und die gesamte Klasse unterhielt sich mit mir. Auch Schüler mit geringen Englischkenntnissen erklärten mir unter zu Hilfenahme ihres Smartphones gerne und enthusiastisch ihre Laborarbeit.
Melanie:
Die medizinischen Assistent:innen hatten in dieser Stunde praktischen Unterricht. Nachdem sich alle ihren weißen Arbeitskittel übergestreift hatten, wurde geübt, Blasenkatheter zu legen und ein EKG vorzubereiten. Beeindruckend war, wie zielgerichtet und eigenverantwortlich die Schüler:innen dabei vorgingen. Es herrschte eine produktive, sehr angenehme Atmosphäre. Von der Lehrerin Maite erfuhr ich, dass die Schüler:innen selbst dafür verantwortlich sind, die in der Theorie erlernten Fertigkeiten auch praktisch im Unterricht zu üben. In dieser Stunde übten allerdings viele der Schüler:innen weniger und unterhielten sich viel mehr mittels Händen und Füßen, Handyübersetzer und etwas Englisch sehr angeregt mit mir. Es war eine sehr schöne Erfahrung, gleich so freundlich und offen einbezogen zu werden. Neben Schulischem unterhielten wir uns über die Möglichkeiten nach der Ausbildung und das Leben in Lorca. Beim Thema Landwirtschaft in der Gegend, versprach eine Schülerin, mir am nächsten Tag Orangen aus ihrem Garten mitzubringen.
In der zweiten Stunde wurde das Thema Arbeitsverträge unterrichtet. Die Lehrerin Natalia bezog mich sofort mit ein und ließ mich die Anwesenheiten kontrollieren. Über die verschiedenen Arten von Verträgen herrschte ein lebhaftes Unterrichtsgespräch und als gemeinsame Lernzielkontrolle sollten sich die Schüler:innen am Ende der Stunde gegenseitig Fragen zum Stoff stellen.
Gegen 14:oo Uhr führte Pilar uns dann in ein nahegelegenes Restaurant zum Mittagessen aus. Wir merkten schnell, dass die spanischen Essenszeiten nicht den deutschen entsprechen. Anschließend gingen wir wieder getrennt in den Unterricht.
Melanie:
In dieser ersten Stunde des Nachmittagskurses mit der Lehrerin Maria del Mar wurde wieder praktisch geübt. An sieben Betten waren die etwa 25 Schüler:innen beschäftigt mit dem Herrichten des Bettes zur Übernahme von Patienten im OP, dem Haarewaschen im Bett und der Mobilisation von Patienten. Die Schüler:innen und Maria del Mar nahmen sich viel Zeit für mich und erklärten und zeigten mir begeistert ihre Vorgehensweise.
Für die nächste Stunde besuchte ich eine andere Klasse. Dies war ein staatlich organisierter Kurs über 6 Monate für Menschen ohne Beschäftigung, die zu Helfern in der Pflege und Beschäftigung ausgebildet wurden. Es ging um Grundlagen bei der Betreuung. Da es bei dem Thema keine praktischen Anteile gab, wurde mir die Sprachbarriere hier sehr bewusst, denn ich konnte nur sehr schwer folgen.
Die letzte Unterrichtsstunde für heute verbrachte ich wieder in der Klasse der medizinischen Assistent:innen. Das Thema waren Hilfsmittel zum Absaugen und Beatmen, die in der Theorie besprochen wurden. Der Unterricht war trotzdem gut für mich verständlich, da Maria del Mar alle Hilfsmittel auch durch die Reihen gebe und betrachten ließ.
Sebastian:
Am Nachmittag konnte ich dann einem Kurs im zweiten Lehrlabor der Schule besuchen. Im pathohistologischen Kurs konnte ich beobachten, wie die Klasse Schweinenieren sezierte. Wesentlich spannender war für mich jedoch, mich in den Schränken des Labors umzusehen. Die Ausstattung ist beeindruckend: Sterile Werkbank, PCR-Cycler, Hämatokrit-Zentrifugen…Alles, was das Biologen-Herz begehrt, ist vorhanden.
Danach besuchte ich noch einen Englisch-Kurs.
Im Anschluss kümmerte sich Pilar noch rührend um uns und führte uns mehr als zwei Stunden lang durch die Innenstadt. Dabei zeigte sie uns sowohl historische Sehenswürdigkeiten als auch Restaurants und Läden mit lokalen Spezialitäten.